Zielbilder allein machen noch keine gute Stadt. Erst die Übersetzung von Zielen in den Raum ermöglicht konkrete Perspektiven und Handlungsfähigkeit.
Je komplexer die Zielbilder sind, die wir entwerfen, desto größer ist die Gefahr, dass wir uns in abstrakten Formulierungen verlieren. Großformatige Stadtentwicklungsprozesse können zwar einen bedeutenden Beitrag leisten, um eine gemeinsame Verständigungsebene der betroffenen Akteure zu generieren – sowohl was ambitionierte Zukunftsbilder als auch erste Handlungsansätze zur Bewältigung komplexer urbaner Herausforderungen anbelangt – nicht selten geraten die Ergebnisse solcher Prozesse jedoch in Vergessenheit. Stadtentwicklungsziele werden aufgrund unscharfer Formulierungen in der informellen Planung nicht räumlich übersetzt, Konflikte nicht räumlich verhandelt. Kommunen fehlen trotz vager Vorstellungen schlichtweg die konkreten Perspektiven und Handlungsfähigkeiten im Raum. Dabei braucht es genau diesen in seiner Funktion als ordnendes Element.
Die erfolgreiche Begleitung großräumiger Prozesse in Städten wie u.a. Düsseldorf (Raumwerk D), Stuttgart (Perspektive Stuttgart) oder Hamburg (Räumliches Leitbild) haben uns gezeigt: Durch die räumliche Aushandlung von Zielkonflikten innerhalb von Stadtentwicklungsprozessen lässt sich der vorherrschenden Orientierungslosigkeit in vielen Städten erfolgreich entgegenwirken. Aus diesem Grund erarbeiten wir großräumige Konzepte und Strategien vor allem in einer Kombination aus Zielbildern und räumlichen Strategieplänen. Dies bringt eine hohe eigene Qualität mit sich, ist zugleich aber auch an einen durchaus komplexen Abstimmungsaufwand gekoppelt, in dessen Zuge dringlich zu verhandelnde Fragen, aber auch gestalterischen Ambitionen nicht immer ausreichend begegnet werden kann.
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Durch die räumliche Aushandlung von Zielkonflikten innerhalb von Stadtentwicklungsprozessen lässt sich der vorherrschenden Orientierungslosigkeit in vielen Städten erfolgreich entgegenwirken.
Und doch offenbart genau dieser räumliche Ansatz, den wir in größeren Stadtentwicklungsprozessen verfolgen, hilfreiche Entwicklungssprünge und besondere Gelegenheiten im Raum. Erkenntnisse, die bei einseitiger Betrachtung im Verborgenen geblieben wären. Die Dualität von übergreifenden Zielbildern und Strategien im Raum wird jedoch erst zu einem Erfolgsrezept, wenn kein starres System verfolgt, sondern von Beginn an mehrere unterschiedliche Ansätze zugelassen werden. Indem Entwurf und Prozess zusammengedacht werden und Testplanungen ebenso wie kooperative Verfahren zu neuen, unvorhergesehenen Wegen führen. Wie wäre es also, wenn wir unsere Ausgangsfragen nochmals revidieren müssen, weil sich die zunächst angenommenen Probleme innerhalb des Prozesses doch verschoben haben? Wie wäre es, wenn wir es zu ließen, nach gründlicher Abwägung doch alternative Wege einzuschlagen und nicht verfolgte Ansätze begründet verwerfen?
Und so ist die aktuell in vielen Diskursen präsente – aber immer noch nicht selbstverständlich gewordene – Phase 0, diejenige, die es vermag, Zukunftsfragen schon in einem sehr frühen Stadium von Entwicklungsprozessen zu klären. Für Verwaltungen ist sie aufgrund zahlreicher Abstimmungen und Analysen mit besonderen Aufwand verbunden. Oft müssen Daten erhoben, Bedarfe ermittelt, rechtliche Vorgaben geprüft und verschiedene Fachabteilungen eingebunden werden. Dieser Koordinations- und Dokumentationsaufwand für Verwaltungen bedarf immer mehr Beratung für großräumige Prozesse. An dieser Stelle sind wir in der Lage sowohl Prozess gestaltend als auch entwerfend zu agieren. Fest steht: Die Phase Null und eine integrative Betrachtung von Ziel und Raum in Stadtentwicklungsprozessen wird, auch über die Stadtgrenzen hinaus, immer wichtiger. Wenn wir die großen Herausforderungen rund um Wohnen, Mobilität und Klima lösen möchten, brauchen wir interkommunale Betrachtungsweisen, wie wir sie bereits im Rahmen des Agglomerationskonzept Köln-Bonn oder dem Stadt-Umland-Atlas Hamburg in der Praxis erproben konnten.
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